Damit die E-Mail an den Enkel ankommt
Mainzer Studenten Andreas Dautermann und Kristoffer Braun helfen Menschen ab 50 mit PC und Internet – Projekt holt zweiten Platz bei Wettbewerb
Wer nicht mit PC und Internet groß geworden ist, dem fallen viele Handgriffe schwer. Zwei Mainzer Studenten helfen.
Mainz. Was ist eigentlich ein Browser, und wie lege ich ei- nen Dateiordner auf dem Computer an? Für Menschen ab 50 können solche Fragen zum Problem werden, haben die Mainzer Studenten And- reas Dautermann (29) und Kristoffer Braun (27) vor einem Jahr erkannt. Und die Website www.starthilfe50.de konzipiert, für die sie jetzt den zweiten Platz im Multimediawettbewerb der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz, der mit 10 000 Euro dotiert ist, machten. Schon im vergangenen Jahr waren sie vom Bundeswirtschaftsministerium ausgezeichnet worden. Das Konzept: Auf der Onlineplattform können wechselnd 50 Lehrvideos abgerufen werden. Diese erklären beispielweise, wie ein Browser funktioniert, wie man eine E- Mail-Adresse einrichtet oder wie Fotos von der Digitalkamera auf den Rechner gelangen. Insgesamt 150 Videos können für rund 25 Euro als DVDs bestellt werden. Täglich besuchen 500 bis 1000 Menschen die Website der Publizistikstudenten, die ihre Arbeit von einem Büro in der Neustadt aus organisieren. Die MRZ sprach mit den Preis- trägern, die ihre Magisterarbeit über das Thema Senioren im Internet schreiben.
Als sie vor einem Jahr mit Starthilfe50 angefangen haben, haben Sie da schon geahnt, dass das Projekt ein Erfolgsmodell wird?
Braun: Wir haben es natürlich gehofft und hatten und vorher genau informiert, ob es im Segment Ähnliches gibt. Zu unserer Verblüffung haben wir festgestellt, dass es kaum solche Projekte für Menschen ab 50 gibt. Dann haben wir relativ schnell gemerkt wie gut es läuft. Wir bekommen fast täglich Zuschriften von Leuten, viel positives Rückmeldungen.
Wer schaut sich die Filme an?
Dautermann: Menschen ab 50, die Probleme mit Computern oder dem Internet haben. Und nicht nur aus Mainz. Wir sind überrascht, wie viele Bestellungen für die Filme wir aus ganz Deutschland bekommen. Offenbar hat sich das inzwischen herumgesprochen. Nur aus Bayern hören wir wenig, aber Berlin und Hamburg sind richtige Hochburgen.
Was sind die größten Probleme, die Computer- oder Internet-Neulinge ab 50 Jahren quälen?
Dautermann: Da ist wirklich alles dabei, vom E-Mail-Schreiben bis hin zu Online-Bestellungen. Wir haben das ja bemerkt, als wir die Idee dazu hatten, weil uns unsere eigenen Verwandten danach gefragt haben. Man muss sich das so vorstellen, wie es unserer Generation vor 15 Jahren erging. Das was wir können, möchten ältere Menschen auch beherrschen. Zum Beispiel, dem Enkel aus dem Urlaub eine E-Mail zu schicken. Dazu fehlen ihnen Grundlagen bei der Bedienung von Computer und Internet.
Aber wie kommt jemand überhaupt darauf, Ihre Website zu suchen, wenn man nicht fit ist mit dem PC?
Dautermann: Das ist in der Tat ein Problem. Wir haben noch nie Werbung gemacht, und momentan läuft alles über Mundpropaganda. Wir wollen aber die Leute noch besser offline erreichen und die DVDs auch im Buchhandel anbieten.
Wird das Projekt irgendwann überflüssig sein, wenn die Generationen alt sind, die jetzt schon fit am PC sind?
Braun: Wir glauben, dass es noch etwa zehn Jahre Bedarf geben wird. Ältere Menschen, lernen ja auch noch weiter, und es dauert noch etwa so lang, bis die Generation nach- kommt, die selbstverständlich mit PC und Internet umgeht. Momentan ist es ein Riesenthema, aber es ist uns be- wusst, dass es in ein paar Jahren vermutlich abflauen wird.
Haben Sie schon Ideen für neue Projekte?
Dautermann: Wir haben viel zu viele Ideen und kaum Zeit, alles umzusetzen. Erst mal werden wir alle Filme für Windows 7 neu drehen, damit man sie auch damit gut sehen kann.
Das Gespräch führte Anna Kröning.
Quelle: Mainzer Rhein-Zeitung vom 14.07.2010