Computerhilfe für die Generation 50+
vom 07.07.2011 um: 14:40 Uhr | Quelle: dapd
Mainz (dapd-rps). Andreas Dautermann bezeichnet sich selbst als PC-Freak. Seinen ersten Computer bekam der Publizistikstudent aus Mainz mit sechs Jahren. Schon kurze Zeit später verbrachte er seine Freizeit damit, den Nachbarn die Computer einzurichten. Schnell wurde ihm klar: “Immer nur eine Altersgruppe von Bekannten brauchte Unterstützung am PC – die Generation 50+.” Je älter die Hilfsbedürftigen, desto banaler die Fragen: Wie funktioniert eine Maus? Was ist ein Internetbrowser? Und wie drucke ich etwas aus?
“Ich war genervt, immer wieder dieselben Dinge erklären zu müssen”, erinnert sich der 31-Jährige. Zusammen mit seinem Kommilitonen Kristoffer Braun (28) entwickelte er die Geschäftsidee, Erklärvideos rund um den PC und das Internet zu drehen und als DVD zu vertreiben.
Mehr als 300 Videos
Mittlerweile produzieren die beiden Studenten mit ihrer Firma Braunundautermann seit gut zwei Jahren Erklärstücke für Menschen, an die im Internet sonst niemand denkt. Die Angebotspalette umfasst inzwischen über 300 Videos. Ob Grundlegendes zum Computer und zum Internet, Windows XP, Vista oder Windows 7: Unter der Marke “Starthilfe 50″ erklären insgesamt 15 Stunden Videomaterial die schnelle High-Tech-Welt langsam, deutlich und ohne digitales Kauderwelsch.
Christian Dautermann kann seine eigenen Filme dabei kaum anschauen, so langsam erscheinen sie ihm. “Es ist aber wichtig, sich selbst das Wesen eines Digitial Native, also eines digitalen Eingeborenen, auszutreiben”, betont er. Vor allem beim Erklären von Sozialen Netzwerken wie Facebook sei das äußerst schwierig. Nutzer klicken sich normalerweise in Windeseile durch die Seiten.
Entschleunigung der digitalen Welt als Erfolgsrezept
Nach zahllosen Videoproduktionen in ihrem kleinen Mainzer Büro weiß es das studentische Unternehmerteam aber besser: “Für Internetfremde muss man die Geschwindigkeit beim Erklären sowohl im Gezeigten als auch im Gesprochenen drosseln.”
Mit dieser geduldigen, Fremdwörter vermeidenden und sich oft wiederholenden Erklärweise haben die beiden Studenten in zwei Jahren etwas mehr als 1.500 DVDs verkauft. Werbung gab es keine, nur Mundpropaganda und eine Auszeichnung, die für Aufmerksamkeit sorgte: der Preis “Wege ins Netz 2009″ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie.
Wer nur mal schnell Hilfe sucht und deshalb nicht gleich die DVD-Pakete kaufen will, die Dautermann und Braun anbieten, der findet auf ihrer Homepage 50 der 150 Basisfilme zum kostenlosen Herunterladen. Dort können die Nutzer zudem abstimmen, welche Lernvideos sie als nächstes gerne sehen würden.
Reich geworden sind die Studenten mit ihrem Unternehmen noch nicht. Wenn aber in einem halben Jahr die Uni für beide endgültig vorbei ist, soll aus “Starthilfe50″ ein Fulltimejob werden. “Wir planen, unsere DVDs auch in Buch- und Elektroläden zu bringen, weil sie sich ja eigentlich an Internetfremde richten”, sagt Dautermann. Dazu kommen Kooperationen etwa mit der Internet-Lernwebsite Internet-ABC.de.
Auch das Alter der Kunden könnte sich verjüngen, glaubt Dautermann. Immerhin kämen inzwischen mehr und mehr Anfragen auch von Eltern. Sie brauchen Hilfe, um mit ihrem Kind beim Thema Facebook auf Augenhöhe zu bleiben.
www.starthilfe50.de
Quelle: dapd-rps