So kommt die E-Mail zum Enkel
Senioren entdecken das Internet – Zwei Studenten helfen Ihnen dabei
Von Anke Bauer
Mainz. Während junge Menschen in eine digitale Welt hineingeboren werden, ist es für Ältere oft schwer, sich mit der neuen Technik auseinanderzusetzen. Starthilfe für Senioren in Sachen Computer und Internet geben zwei Mainzer Studenten.
Was ein Browser ist, wie eine E-Mail verschickt und wie ein Zugang zu einem sozialen Netzwerk angelegt wird, weiß heutzutage fast jeder. Vor allem für jüngere Menschen gehört das Internet zu einem festen Bestandteil ihres Lebens. Anders sieht das bei Senioren aus. Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom haben zwar inzwischen 54 Prozent der deutschen Seniorenhaushalte einen Computer, für viele von ihnen ist das Gerät aber offenbar wenig mehr als eine Schreibmaschine: Nur jeder Dritte gibt an, das Internet zu nutzen. Viele stehen auf Kriegsfuß mit der neuen elektronischen Welt.
Die Mainzer Studenten Andreas Dautermann und Kristoffer Braun kennen das Problem. Sie hatten festgestellt, dass Eltern, Verwandte und Bekannte immer wieder die gleichen Fragen stellen, wenn es um den Umgang mit Computern und Internet geht. “Und während es für Kinder und Jugendliche eine ganze Fülle von Internetseiten gibt, die Computer und Internet erklären, gibt es für die ältere Generation nichts”, erzählen sie.
Das wollten die beiden Publizistik-Studenten ändern. Die zündende Idee kam bereits 2009: Ein Internet-Portal sollte es sein, um älteren PC-Nutzern die Welt der Bits und Bytes näher zu bringen. Das Konzept ist einfach: Mit selbstgedrehten Videofilmchen erklären die beiden auf ihrer Webseite www.starthilfe50.de Schritt für Schritt die Computerwelt. Nutzer erfahren hier nicht nur Basiswissen, wie etwa ein Computer funktioniert, wie ein Ordner angelegt wird und was bei Windows-Rechner der Unterschied zwischen einem Links- und einem Rechtsklick mit der Maus ist. Auch wie eine Internetseite aufgebaut ist, wie man eine E-Mail verschickt und wie Ebay und Amazon funktionieren wird erklärt. Die Macher gehen außerdem auf verschiedene Programme ein und bringen den Nutzern beispielsweise den Unterschied zwischen Firefox und Internet Explorer bei, erklären was Open Office ist oder wie der Windows Media Player funktioniert.
Das Angebot ist inzwischen auf 150 Videos angewachsen. Jeweils 50 Filme sind gleichzeitig online abrufbar, alle zwei Wochen werden die Videos ausgetauscht. Welcher Film wann ins Netz gestellt wird, entscheiden die Nutzer. Sie können abstimmen, welche Erklärfilme sie als nächstes sehen wollen. Anregungen für ihre Videos bekommen die Jungunternehmer genug. “Uns gehen die Ideen nie aus”, lacht Dautermann. Dafür sorgen alleine schon die vielen Vorschläge aus dem Bekanntenkreis und nicht zuletzt die ihrer Nutzer.
“Zur Zeit wird das Thema Sicherheit im Internet groß geschrieben”, erzählt der 30jährige. So heißt das neueste Erklärvideo auch “Wie generiere ich ein sicheres Passwort?”. Damit steht das Erfinder-Duo im Zeichen der Zeit: Wie das Unternehmen für IT-Sicherheit Panda kürzlich herausfand, gehören Sicherheitsfragen zu den größten Problemen, die ältere Nutzer im Internet bewältigen müssen. 64 Prozent der Teilnehmer haben demnch Schwierigkeiten, zu erkennen, ob eine Webseite unsicher ist, 51 Prozent haben Probleme, sichere Passwörter zu generieren.
Positive Reaktionen erhält das Duo viele.
Im Moment besuchen bis zu 30000 Menschen im Monat das Erklärportal, das 2009 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie beim Wettbewerb “Wege ins Netz” ausgezeichnet wurde. Geld verdienen die beiden mit ihrem Angebot bislang nicht. Die Seite wird bewusst werbefrei gehalten, blinkende Werbebanner könnten ältere Nutzer nur verwirren.
Finanziert werden die Videos über den Verkauf von DVDs, die alle 150 Erklärfilme enthalten. Die beiden Jungunternehmer wollen ihre Idee trotzdem weiter ausbauen.
Quelle: Saarbrücker Zeitung vom 21./22.04.11 und Lausitzer Rundschau vom 22./23.04.11